Yolanda von Vianden:
Sprachwissenschaftlicher Kommentar zum Textabschnitt V. 1228-1270

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Vergleiche auch folgende Textausgabe:
Bruder Hermann: Leben der Gräfin Iolande von Vianden. Herausgegeben von John Meier. Nachdruck der Ausgabe Breslau 1889. Hildesheim, New York 1977 (Germanistische Abhandlungen 7).

abgekürzt zitierte Nachschlagewerke:

Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, von Matthias Lexer. 3 Bände. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1872-1878. Mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. Stuttgart 1992.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearb. von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. Bd. I, II.1, II.2, III. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1854-1866. Mit einem Vorwort und einem zusammengefaßten Quellenverzeichnis von Eberhard Nellmann. Stuttgart 1990.
Mettke, Klaus: Mittelhochdeutsche Grammatik. 6., unveränderte Auflage. Leipzig 1989.
Paul, Hermann: Mittelhochdeutsche Grammatik. 23. Auflage, neu bearbeitet von Peter Wiehl und Siegfried Grosse (Sammlungen kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A. Hauptreihe Nr. 2). Tübingen 1989.

Die geographischen Dialektangaben (räumliche Bestimmung) sind mit einer Kartenseite verlinkt.
Die Angaben zu den Sprachstufen (zeitliche Bestimmung) sind in blauer Farbe markiert.
(Nachschlagewerk hierzu: Eggers, Hans: Deutsche Sprachgeschichte. 2 Bde. Überarb. und erg. Neuauflage Hamburg 1986.)

Germanisch:

Deutsch:


Zur Metrik: Der mittelhochdeutsche Reimpaarvers
1. Das Grundschema: Der mittelhochdeutsche Reimpaarvers hat vier Takte, die im 2/4 - Takt zu lesen sind, d. h. in regelmäßigem Wechsel von Hebung und Senkung, aber mit freiem Auftakt (im Textausschnitt regelmäßig verwendet).
2. Die Kadenz (= Versschluß): Es gibt drei Kadenzarten: männlich oder stumpf, klingend oder weiblich, sowie dreisilbig.
3. Dreisilbige Takte ('xxx) - wobei Hiat und Elision (Aufeinandertreffen zweier Vokale und der Ausfall eines Vokals) zu beachten sind - sind im Einzelfall im Kommentar angegeben. Sie beschränken sich auf unbetonte Flexionssilben bzw. Präfixsilben plus Präposition oder Konjunktion oder Pronomen.


Zu den Superskripten im Text:
u/o: Steht für ein o-Superskript; u/o wird wohl nicht als Diphthong zu lesen sein: das superskribierte o ist vielmehr in den meisten Fällen ein rein graphisches Kennzeichen des langen u. Genaueres zu diesem Punkt läßt sich erst nach einer gründlichen Analyse der wiederaufgefundenen Handschrift M sagen.
ê: Der Zirkumflex zeigt die Länge des Vokals an.

Zum Superskript ë:
In Grammatiken und Wörterbüchern findet sich ë. Es steht für das ererbte, germanische e (im Gegensatz zu e, das für das umgelautete kurze a steht). In den Handschriften selbst wurde dieses Zeichen nicht verwendet.


Der Text fällt zeitlich in die mittelhochdeutsche Periode, er ist jedoch durch die Mundart des Raumes gefärbt. Gegenüber dem Oberdeutschen und dem heutigen Neuhochdeutschen bewahrt das Moselfränkische viele Erscheinungen aus älteren germanischen Sprachstufen. Eine moderne Erscheinung ist dagegen z.B. die hier besonders früh einsetzende frühneuhochdeutsche Monophthongierung.

Vers Wortform Kommentar
1228 grêve grâve swm., Nom. Sg. ; mitteldeutsch sind die Formen grâbe, grêve, grêbe; die hessische Variante mit b entstand durch die artikulatorische Nähe von v und b; es liegt keine Spirantisierung vor wie z.B. in Vers 1229
  hir Possessiv-Pronomen: mittelhochdeutsch ir(e) vgl. § 107; vgl. auch englisch her oder niederländisch haar; im deutschen Sprachraum sind diese h-Pronomen typisch für das Moselfränkische und bis heute in Luxemburg und der Südeifel sowie im Niederdeutschen erhalten.
Dreisilbiger Takt: grêve hir
  bru/oder bruoder stm. an., Nom. Sg. ;
frühneuhochdeutsche
Monophthongierung § 28
1229 bedru/ovet betrüeben swv. , mitteldeutsch ist die Form betrûben; betrüeben leitet sich ab von trüeben (lat. turbare) mit der Bedeutung 'trübe machen, verwirren, aufwühlen'; zu übersezten ist also nicht 'traurig'!
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28
Erhalt des alten, westgermanischen d gegen t § 61;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3.
  zu/o frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28
  suster swëster stswf., Dat. Sg. ; mitteldeutsch sind die Formen suster, süster (Ausspracheerleichterung: swu > su)
  gync gân, gên an.v. ;
y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche
Monophthongierung § 28;
Auslautverhärtung § 68
1230 suslîche -lîche(n) / -liche(n) dienen zur Adjektiv- und Adverbbildung § 32.2, Fn. 36; im Lexer wird künstlich getrennt zwischen -lich für Adjektive und -lîch für Adverbien
  her Personal-Pronomen: mitteldeutsch sind die Formen hër, hê für mittelhochdeutsch ër § 106; moselfränkisch findet sich gegen ër § 165 Anm. 3; vgl. Vers 1228
Dreisilbiger Takt: rede her
  anevync ane vâhen (vienc, viengen, gevangen), intransitiv; zu vâhen, vân stv., 3. Pers. Sg. Ind. Prät.
y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28;
Auslautverhärtung § 68
1231 ich biden biten, bitten stv., 1. Pers. Sg. Ind. Präs.;
Die Verbalflexion unterscheidet sich von derjenigen des Normalmittelhochdeutschen: Die 1. Person Singular Präsens Indikativ endet im Mittelfränkischen auf -en;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3.
  herzesuster vgl. suster Vers 1229
hërze swn. : schmeichelnde Anrede; vgl. lyeve suster in Vers 1236
herze: vgl. die Karte '6. Zur Zweiten Lautverschiebung' und englisch heart oder niederländisch hart
1232 dat Rheinischer Fächer (2. Lautverschiebung); vgl. die Karten '5. Gliederung des Westmitteldeutschen' und '6. Zur Zweiten Lautverschiebung'; § 59;
Hauptkennzeichen des Mittelfränkischen sind unverschobene dat, dit, wat, it, allet § 165 1.
  nyt y-Allograph, Schreibvariante für i;
nit
ist eine der zahlreichen mittelhochdeutschen Varianten für niht § 113 2.
  nyt en- Negation § 153
  helen hëln stv., 2. Pers. Sg. Ind. Präs. mit Genitiv der Sache und Akkusativ der Person
1233 ich willen wellen (wollen, wöllen, wullen) anv., 1. Pers. Sg. Ind. Präs.;
Die Verbalflexion unterscheidet sich von derjenigen des Normalmittelhochdeutschen: Die 1. Person Singular Präsens Indikativ endet im Mittelfränkischen auf -en; vgl. ich biden Vers 1231; § 141
  vrâgen vrâgen swv. transitiv, Inf.
1234 sy y-Allograph, Schreibvariante für i;
mittelhochdeutsche Varianten siu, sie, sî, si § 106
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28
  sprach sprëchen stv., 3. Pers. Sg. Ind. Prät.
sprechen ist mittelhochdeutsch die geläufige Redeeinleitung und mit neuhochdeutsch sagen zu übersetzen; vgl. Vers 1236
  sol soln, scholn, suln, schuln, an. v., 1. Pers. Sg. Ind. Präs. ; zur Futurumschreibung, vgl. § 119
1235 vil gerne vil zur Steigerung von Adj. und Adv.
  wat vgl. dat Vers 1232
  gu/odes frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28;
Erhalt des alten, westgermanischen d gegen t § 61
1236 der neuhochdeutsch nicht diphthongierten Form liegt eine mittelhochdeutsche Form mit kurzem u zugrunde vgl. nû, nu
  sage sagen swv. Imp. Sg. ;
mittelhochdeutsch sagen leitet die herausgehobene, feierliche Rede ein und ist so am besten mit neuhochdeutsch sprechen zu übersetzen
  lyve y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3., vgl. Vers 1229
  suster vgl. Vers 1229
1237 dat vgl. Vers 1232
  dîner Possessiv-Pronomen; frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27
  begerden begir, begirde, begërde stfn., Dat. Sg. , hier aber schwach flektiert; Bedeutung 'Verlangen', nicht neuhochdeutsch 'Begierde'
Dreisilbiger Takt: dîner begerden
1238 dat vgl. Vers 1232
  du wilt wellen, 2. Pers. Sg. Ind. Präs.; vgl. Vers 1233;
  nunne nunne, nonne swf., Nom. Sg. ;
Senkung u > o vor Nasal § 10.1
1239 dy y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28
  gu/ode frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28;
Erhalt des alten, westgermanischen d gegen t § 61
Bedeutung 'die Freundliche' zum Adj. gu/ot 'freundlich'
  dat vgl. Vers 1232
  is sîn anv., 3. Pers. Sg. Ind. Präs. ; is ist die mittelfränkische Normalform für ist;
t-Ausfall nach Konsonant
1240 ich han haben, hân swv., 1. Pers. Sg. Ind. Präs. ; die kontrahierte Form hân ist heute noch erhalten, jedoch mit gekürztem Vokal
  offenbâr nachgestelltes Adj. mit der Bedeutung 'klar, eindeutig' oder nachgestelles Adv. mit der Bedeutung 'offensichtlich'
1241 dat vgl. Vers 1232
  mîn Possessivpronomen; frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27
  beger begër stf., Nom. Sg, ; vgl. Vers 1237: Vermischung von zwei Lexemen
1242 vgl. Vers 1236
  lyve vgl. Vers 1236
1243 herzu/o frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28
  gebrachten bringen anv., Part. Prät. ; md. brëngen, brengen; § 137;
an die schwachen Part. Prät. tritt -en an als typisch luxemburgische Bildung
1244 has du Abfall des auslautenden -t vor folgendem Dental, wie in der Gegenwartssprache
  dit zu dat Vers 1232
  selven Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3.; vgl. Vers 1229 und Vers 1236
  erdachten denken swv. an., Prät. dâchte; Part. Prät. § 136; vgl. gebrachten Vers 1243; § 64
Dreisilbiger Takt: selven erdachten
1245 it zu dat Vers 1232 und dit Vers 1244
  ernest ërnest, ërnst stm., Nom. Sg.
  aver ode, od, oder conj. ; md. Nebenform ader
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3.; vgl. Verse 1229, 1236 und 1244
  spot spot stm., Nom. Sg. ; mhd. /sch/ § 50
1246 it vgl. Vers 1245
  ernest vgl. Vers 1245
  got got stm., Nom. Sg.
1247 sunderlîche sunderlîche(n) adv. ; vgl. -lîche(n) / - liche(n) Vers 1230
Adv. zu sundern mit der Bedeutung 'absondern, trennen' im Sinne von 'hervorheben', nicht neuhochdeutsch '(ab)sonderlich'
  dat vgl. Vers 1232
  gedân tuon anv., Part. Prät. ; § 144; vgl. graben - gruobe, hân - huon, varn - vuor;
Erhalt des alten, westgermanischen d gegen t § 61
1248 it vgl. Vers 1245
  mu/oz müezen anv., 3. Pers. Sg. Ind. Präs. ;
Präterito-Präsentien § 140;
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28;
  wesen wësen anv. ; konkurrierender Infinitiv zu sîn; Verbum substantivum §142
  sunder wân âne, sunder wân ; sunder entspricht âne
1249 suster vgl. Vers 1229
  junge man Beachte: Yolandas Bruder dürfte zu diesem Zeitpunkt etwa 14 Jahre alt sein!
1250 vil wol vgl. Vers 1235
  dat vgl. Vers 1232
  gepru/oven prüeven, brüeven, -fen swv., ;
ge- als Kennzeichen der punktuellen Handlung
Bedeutung neuhochdeutsch 'überprüfen, beurteilen'
1251 warumbe das ererbte b wird durch Assimilation zum m: mb > mm, im Mitteldeutschen sehr früh § 66.2; § 130 u. § 162.6; führt zum neuhochdeutschen warum
  hir vgl. Pronomen her Vers 1230
Dreisilbiger Takt: warumbe hir
  ûch Dativ; iu > u moselfränkisch § 165 8.; mhd. iu
  begevet begëben refl., 2. Pers. Pl. Ind. Präs. ;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3.; vgl. Verse 1229, 1236, 1244 und 1245
Der absolute Gebrauch von begëben ist heute nicht mehr möglich. Es muß eine Ortsangabe hinzugefügt werden, hier "ins Kloster".
1252 ûch vgl. Vers 1251
  dunket dunken swv. an., 2. Pers. Pl. Ind. Präs.
  wy y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28
  hir vgl.Vers 1251
  levet lëben swv., md. auch lëven,2. Pers. Pl. Ind. Präs.
1253 ze Vokalabschwächung von zu/o im Auftakt (Hebung in Vers 1229 und 1243)
  maget maget, magt, mait, meit stf.
Bedeutung 'unverheiratetes Mädchen'
Beachte: Yolanda ist zur Zeit dieses Dialogs 10 Jahre alt!
  sunder vgl. Vers 1248
1254 ûch vgl. Vers 1251
  dat vgl. Vers 1232
  leit Auslautverhärtung § 68
  âr Kontraktion von âver
  wat vgl. dat Vers 1232
  is vgl. Vers 1239
1255 dat vgl. Vers 1232
  ûch vgl. Vers 1251
  alsus alsus, -sust adv.
  bedru/ovet vgl. Vers 1229
1256 wir han vgl. Vers 1240: ich han
  dat vgl. Vers 1232
  gepru/ovet vgl. Vers 1250
1257 dat vgl. Vers 1232
  hir vgl. Vers 1251
  in ungemu/ode sîn ungemuot stm.; muot stm.; ungemüete stn. ; vgl. Vers 1262
Die Vielfalt des Begriffes 'muot' wird heute sichtbar vergleicht man, was Gemüt, Mut und Unmut bedeuten;
Erhalt des alten, westgermanischen d gegen t § 61
  sît frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27;
Auslautverhärtung § 68
1258 is vgl. Vers 1239
  zît frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27;
2. Lautverschiebung, vgl. die Karte '6. Zur Zweiten Lautverschiebung'; vgl. auch niederländisch tijd
Dreisilbiger Takt: gerne und
1259 ûch vgl. Vers 1251 und 1259
  geven gëben, gên, gën stv., 1. Pers. Pl. Ind. Präs. ;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3.; vgl. Verse 1229, 1236, 1244, 1245 und 1251
  rîchen rîche, rîch, rich adj. ;
Bedeutung 'mächtig, vornehm'
frühneuhochdeutsche
Diphthongierung § 27
1260 ûch vgl. Vers 1251
  hôch, substantiviertes Adj. ; Bedeutung 'als einen Hohen'
  wir han vgl. Vers 1256
  erkoren mittelhochdeutsch erkorn ist das Partizip zum starken Verb erkiesen mit grammatischem Wechsel §58
1261 dy y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche Monophthongierung § 28;
  gu/ode vgl. Vers 1239
1262 bit moselfränkisch für mit §165 Anm. 3
  zorne zorn stm., Dat. Sg. ;
Die Bedeutung von mittelhochdeutsch zorn ist umfassender als neuhochdeutsch Zorn
Dreisilbiger Takt: zorne in
  swâre swære, swær, swâr adj.
nicht umgelautet, dem Dialekt gemäß; Analogiebildung zum Adverb;
mhd. /sch/ § 50
  mu/ode muot stm., Dat. Sg. vgl. Vers 1257;
Erhalt des alten, westgermanischen d gegen t § 61
1263 bru/oder vgl. Vers 1228
  nyt en- vgl. Vers 1232
  sîn frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27
1264 ich geven 1. Pers. Sg. Ind. Präs. ; Die Verbalflexion unterscheidet sich von derjenigen des Normalmittelhochdeutschen: Die 1. Person Singular Präsens Indikativ endet im Mittelfränkischen auf -en; vgl. ich biden Vers 1231 und ich willen Vers 1233; § 141
  ûch vgl. Vers 1251
  dy y-Allograph, Schreibvariante für i;
frühneuhochdeutsche
Monophthongierung § 28;
  trûe triuwe, triwe, triu stf., Akk. Sg. ; iu > u moselfränkisch § 165 8.; w-Ausfall, davor Veränderung des iu (iuw>û)
Die Bedeutung von mittelhochdeutsch triuwe ist umfassender als neuhochdeutsch Treue
  mîn frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27
1265 dat vgl. Vers 1232
  woilde vgl. wellen Vers 1233; hier: 1. Pers. Sg. Konj.?
graphisches i § 165 6.;
lt > ld § 66 4.
Dreisilbiger Takt: woilde ich
  kumen quëmen (älterer Zustand) , komen stv., Inf.
  sîn frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27
  zu/o vgl. Vers 1229
1266 soilde soln Vers 1234; vgl. woilde Vers 1265; § 140 Präterito Präsentien, § 119 Futur;
werden + Infinitiv kommt im Mittelhochdeutschen erst allmählich auf, vgl. Vers 1234
  hin moselfränkisches h-Pronomen, vgl. Verse 1228, 1230, 1251, 1252, 1257
Dreisilbiger Takt: soilde hin
  michels michel adj. ; zu Komparativen MICHEL 2.b.; § 95
michel ist zum Neuhochdeutschen ausgestorben, nur in Ortsnamen wie niederdeutsch Mecklenburg 'große Burg' erhalten; das gleiche gilt für lützel 'klein', was in Lützelburg = Luxemburg ebenfalls erhalten ist
  han vgl. Vers 1240
1267 hir vgl. Vers 1251
  gewinnet gewinnen stv., 2. Pers. Pl. Ind. Präs. ; mittelhochdeutsch 'erwerben', neuhochdeutsch 'siegen', 'Profit machen'
  unmer iemer, immer, immer, ummer adv. aus ie mêr
  wîf wîp, wîb, stn. = Ehefrau, Akk. Sg.
frühneuhochdeutsche
Diphthongierung § 27;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3., hier auslautend;
Auslautverhärtung § 68
1268 mîn Possessiv-Pronomen; frühneuhochdeutsche Diphthongierung § 27
  mu/ot vgl. Vers 1262;
muot 'Denken', herze 'Denken, Verstand'; lîf 'ganze Person'
  herze und Dreisilbiger Takt
  ôich graphisches i; vgl. Verse 1265, 1266
  lîf frühneuhochdeutsche Dipthongierung § 27;
Spirantisierung, das Mittelfränkische bewahrt den Reibelautcharakter: v wird nicht zum Verschlußlaut b § 165 3., hier auslautend;
Auslautverhärtung § 68;
vgl. wîf Vers 1267
1269 en- ... keinen vgl. Vers 1232 Negation
1270 reden rede stf., Gen. Pl.
  swîget swîgen stv. I , ; Imperativ Pl.; mit Genitiv oder Präpositionen § 147 Genitiv;
mhd. /sch/ § 50
  stille stille stswf. ;
mhd. /sch/ § 50